03. April 2021 Thema: Blog Von Kai Koeser
Das zweite Corona-Ostern, das hätte sich wohl niemand von uns vorstellen können. Für mich steht dieses dritte große Fest unter Kontaktbeschränkungen auch dafür, wie sehr die Pandemie unser Leben im Griff hat und noch länger haben wird.
Neben meiner politischen Arbeit bin ich auch kirchlich seit vielen Jahren engagiert. Ich übernehme die Lesungen im Gottesdienst, bin Mitglied im Kirchenvorstand, in der Kirchenkreissynode und in der Landessynode, dem Kirchenparlament der evangelischen Landeskirche Hannovers. Mein Glaube, mein Ehrenamt in der Kirche ist mir sehr wichtig. Mein Glaube hat meinen fast unerschütterlichen Optimismus und das Vertrauen in die Menschen geprägt – auch in sehr schwierigen Zeiten in meinem Leben. Natürlich kenne auch ich Verzweiflung und Mutlosigkeit. Aber mein tiefes Vertrauen wurde am Ende, trotz so mancher Enttäuschung in Menschen, nie enttäuscht. Ostern ist für mich das wichtigste christliche Fest des Jahres. Für Christinnen und Christen ist Ostern das Hoffnungsfest. Darum ist es so schwer, dass dieses größte Fest auch ein zweites Mal unter dem Schatten der Pandemie steht.
Es ist vor allem mein Glaube und das Vertrauen in die Menschen, die mir auch nach 13 Monaten Pandemie immer noch Zuversicht und Hoffnung geben. Rückschläge hin. Enttäuschungen her. Positiv denken und gestärkt für unsere Ziele und unsere Zukunft leben und handeln, das geht nicht ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ostern steht als großes Fest am Ende der siebenwöchigen Fastenzeit, einer Zeit des bewussten Verzichts. Ich faste sonst jedes Jahr, verzichte auf Alkohol, Süßes oder Fleisch oder andere Dinge, die mir lieb sind, die ich genieße. In diesem Jahr konnte ich nicht fasten. Sieben Wochen ohne, das ging einfach nicht, nach einem Jahr voller Verzicht auf Begegnungen, Erlebnisse, Musik, Theater, mit beruflichen Sorgen. Irgendwann ist auch gut mit dem Verzicht, dachte ich mir. Trotzdem spüre ich jetzt wieder diese Osterhoffnung in mir. Und ich bin dankbar dafür.
Ich bin so froh, meinen Glauben zu haben und dankbar ganz viele andere Dinge in meinem Leben. Doch auch für Menschen, die nicht religiös sind, ist diese Jahreszeit doch immer etwas besonders, oder? Ein japanisches Sprichwort sagt, der Frühling sei die Hoffnung des ganzen Jahres. Nach den grauen und oft so tristen ersten Monaten des Jahres bei uns hier in Norddeutschland erwacht jetzt die Natur wieder. Das erste zarte Grün, die ersten Hummeln an den blühenden Krokussen und Narzissen, das leuchtende Gelb der Forsythien, das aufgeregte Zwitschern der Vögel. Jedes Jahr ein Neuanfang, das muss doch Hoffnung geben – gläubig oder nicht.
Ich wünsche mir, dass wir alle die Osterfeiertage nutzen um inne zu halten und Kraft zu tanken nach einem wirklich schwierigen Jahr. Es gibt gerade genug Grund zu verzweifeln. Aber wenn wir mal zurückblicken, haben wir bei allen begangenen Fehlern als Gesellschaft auch ganz schön was geleistet. Die Solidarität ist trotz aller Ungeduld immer noch sehr groß. Unser Sozialstaat hat viele aufgefangen, denen die Existenz geraubt wurde. Dafür kann man auch einmal dankbar sein. Es wird nicht schnell alles wieder gut oder normal. Aber wenn wir weiter zusammenhalten und die auffangen, die bisher vergessen wurden oder denen die Rettungsschirme nicht helfen konnten, dann können wir auch aus dieser Krise gestärkt herauskommen. Ich will Corona nicht als Chance bezeichnen, dazu war der Preis für zu viele zu hoch. Aber ich hoffe, wir alle haben unsere Lehren aus der Pandemie gezogen. Ich glaube daran, darum ist dieses Ostern nochmal mehr ein Hoffnungsfest für mich und darum ist 2021 ein Jahr der Hoffnung. Frohe Ostern!
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.