16. März 2021 Thema: Blog Von Kai Koeser
Die Ansprüche der Endverbraucher:innen an Lebensmittel steigen. Die Menschen wollen zunehmend Produkte kaufen, die ethisch einwandfrei, fair gehandelt, möglichst ökologisch, saisonal und regional und dabei bezahlbar sind. Das ist eine positive Entwicklung, aber sie darf nicht zu einem höheren Druck auf unsere heimische Landwirtschaft führen. Vielmehr müssen wir dies als Chance nutzen, die Bedingungen für unsere Landwirte und die Preise für ihre Produkte verbessern.
Gerade bei tierischen Produkten achten die Menschen zunehmend auf die Herkunft der Lebensmittel. Immer weniger Menschen sind bereit für ihren Konsum das Leid von Tieren und Natur hinzunehmen. Gleichzeitig steigen aber auch die Ansprüche vieler mit Blick auf eine gesunde Ernährung. Sie wollen einfach wissen, was sie essen, womit sie ihre Kinder ernähren! Müssen Tiere wirklich mit Antibiotika vollgestopft werden? Warum konnte das Kükenschreddern nicht frühzeitiger verboten werden? Können wir wirklich die Haltung und Schlachtung von Nutztieren nicht artgerechter und schonender gestalten?
Ich will bei den Lebensmitteln für meine Familie wissen: Was ist drin? Wo kommt es her? Wie wird es produziert? Dabei habe ich keine Zeit Kleingedrucktes zu lesen, QR-Codes zu scannen oder im Internet zu recherchieren. Lust hab ich dazu auch nicht. Darum werde ich mich für eine verbindliche und leicht verständliche Lebensmittelampel stark machen. Ich will ein verpflichtendes Tierwohllabel, das uns ganz klar sagt, wie das Tier gehalten, transportiert und geschlachtet wurde. Nur so können wir beim Einkauf bewusst Entscheidungen treffen. Es muss auch ganz klar geregelt werden, wann ein Produkt sich “regional” nennen darf. Regionale Milch vom Bauern um die Ecke, die anschließend durch die halbe Republik zur Abfüllung gefahren wurde, ist für mich kein regionales Produkt mehr. Das ist widersinnig. So werden wir für dumm verkauft!
Bessere Lebensbedingungen für die Tiere, mehr Naturschutz, weniger Tiertransporte über lange Strecken, wir verlangen viel von unseren landwirtschaftlichen Betrieben. Wenn wir mehr Tierwohl wollen, wenn wir die verantwortungsvollen landwirtschaftlichen Betriebe stärken wollen, dass muss sich das auch in den Preisen niederschlagen, die Landwirte für ihre Produkte bekommen. Die entscheidende Frage für die Zukunft muss also sein: Wie sichern wir faire Preise für unsere Landwirte und stärken die regionalen Märkte? Wenn wir den Systemwechsel wollen, dann wird es nur mit den Landwirten gehen – und mit fairen Preisen für ihre Arbeit.
Wir wollen bessere Produkte. Wir wollen uns gesund ernähren. Wir wollen unsere Umwelt und das Klima schützen. Wir wollen aber auch unsere bäuerlichen Betriebe schützen und stärken. Wir wollen ziemlich viel. Das wird nur funktionieren, wenn wir gemeinsam an diesem Ziel arbeiten, mit unseren Landwirtinnen und Landwirten. Wir dürfen unsere Landwirtschaft nicht weiter unter Druck setzen. Mehr Verbraucherschutz durch bessere Produkte, mehr Tierwohl, mehr Umwelt- und Klimaschutz braucht eine starke Landwirtschaft und stärkt diese.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.