30. Mai 2022 Thema: Gott und die Welt Von Kai Koeser
herzlichen Glückwunsch zu Eurer Konfirmation. Herzlichen Glückwunsch auch Euren Eltern, Großeltern, Patinnen und Paten – von denen einige heute wahrscheinlich aufgeregter waren als Ihr und die sicher sehr stolz auf Euch sind. Im Namen des Kirchenvorstandes der Johannisgemeinde gratuliere ich Ihnen und vor allem Euch von ganzem Herzen.
Heute ist ein besonderer Tag, nicht nur wegen der Feier, die in diesem Jahr wieder möglich ist oder wegen der vielen Geschenke. Heute ist ein besonderer Tag, weil Ihr heute hier vor der Gemeinde Euren Glauben bekräftigt habt und gesagt habt, dass Ihr Teil dieser Kirche sein wollt. Das ist für uns alle ein ganz besonderer Tag. Ihr zeigt uns allen heute, dass die christliche Botschaft eben doch lebendig, zeitlos und dauerhaft gültig ist.
Für mich ist der Motor meines Lebens der Glaube. Ich bin davon überzeugt, dass der Glaube uns ausrichtet und gleichzeitig auch der Antrieb ist für das, was wir tun und wofür wir leben.
Gott ist mein Anker gewesen, in Situationen, in denen ich meine Hilflosigkeit so groß war, dass ich sie mit jemandem teilen musste. Gott ist für mich Kraft, die mich dann noch trägt, wenn alles andere versagt.
Ich wünsche Euch, dass auch Ihr diese Überzeugung aus dem heutigen Tag mit in Eurer weiteres Leben nehmt. Gottvertrauen.
Die Konfirmation ist aber ja auch deshalb ein besonderer Tag, weil sie ein Schritt in Richtung Erwachsensein ist. Ihr seid jetzt vollwertige Gemeindemitglieder. Ihr dürft jetzt in allen evangelischen Kirchen am Abendmahl teilnehmen – in vielen Gemeinden ist das nämlich erst aber der Konfirmation gestattet. Ihr könnt jetzt Taufpaten werden. Ihr dürft den Kirchenvorstand mitwählen. Und Ihr dürft sogar im Fall von Lebensgefahr eine Nottaufe durchführen.
Aber mit den Rechten kommen auch Pflichten! Jetzt fängt der Ernst des Lebens an. Diese Sätze oder so ähnliche werdet Ihr heute nicht zum ersten Mal hören und ich kann Euch versprechen, wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal.
Der Leitspruch unserer Johannisgemeinde aus dem 1. Petrusbrief ist:
Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.
Oder etwas klarer:
Dienet einander mit den Fähigkeiten, die Euch Gott geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.
Ihr habt alle besondere Gaben. Nutzt diese. Bringt sie ein. Macht was draus. Und Bitte auch zum Wohle dieser Kirche. Ihr habt das Recht, mitzureden, Euch einzubringen, zu kritisieren, Dinge vorzuschlagen und auch mal abzulehnen. Ihr habt das Recht, aber eben auch die Pflicht. Eure Gaben sind ein Geschenk Gottes,
Eure Konfirmationstag liegt ja ziemlich genau zwischen Ostern und Pfingsten. Ihr wisst es nach dem Konfirmandenunterricht natürlich alle; aber für die, bei denen der Konfirmandenunterricht schon etwas länger zurück liegt: An Ostern feiern wir das Wunder der Auferstehung Jesu und Pfingsten feiern wir, dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger hinabkam, die Entstehung der Kirche. Ostern und Pfingsten, das gehört zusammen, genauso wie Glaube und Kirche zusammen gehören.
Unser Leben ist voller Fragen: Was ist der Sinn des Lebens? Warum sollte ich leben? Warum sollte ich irgendetwas tun? Gibt es irgendeinen Lebenszweck, den der unausweichliche Tod, der uns alle erwartet, nicht ungeschehen macht und zerstört?
Menschen haben immer schon des Lebens gesucht. Als Christinnen und Christen sind wir überzeugt, dass Jesus Christus und die bedingungslose Liebe Gottes unserem Leben Sinn geben. Und diese Liebe Gottes spüren wir in den allermeisten Fällen ja vor allem durch die Menschen um uns herum, in der Familie, im Freundeskreis, und eben auch in der Kirche.
Eure Freundinnen und Freunde haben sich vielleicht gegen eine Konfirmation entschieden, weil sie mit dem christlichen Glauben nichts anfangen können oder weil die Kirche ihnen egal ist, oder sie meinen, man braucht keine Kirche für den Glauben.
Sie glauben vielleicht, die Kirche sei engstirnig und kleinlich, hat die Menschen dumm gehalten und macht ihnen Angst vor der Hölle. Sie glauben, die Kirche ist ein Ort der festgefahrenen Strukturen.
Manchmal ist Kirche das sicher auch. Aber Kirche ist noch viel mehr:
Kirche ist ein Ort des Glaubens, begeisternd, voller Gemeinschaftsgefühl.
Kirche ist ein Schatz der Erinnerung und Ort der Gegenwart.
Kirche begleitet und hilft Menschen und sie ist Ort für Kinder und Jugendliche.
Kirche schafft Werte wie Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung und trägt sie in die Welt und hier findet man gemeinsam Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Kirche prägt unsere Kultur und unser Zusammenleben. Die Feiertage geben unserem Leben Rhythmus und der Sonntag schafft Raum für eine Atempause.
Kirche kann begeistern.
Diese Begeisterung erleben wir in der Gemeinschaft der Kirche. Aber warum wenden sich immer mehr Menschen von der Kirche ab, in einer Zeit, die immer unsicherer wird und die Sehnsucht nach Orientierung bei vielem immer größer wird? Was ist eigentlich los mit uns? Wie ist es soweit gekommen? Was kann Kirche tun?
Nun seid Ihr konfirmiert. Nun ist es auch an Euch, Antworten auf diese Fragen zu finden. Nun ist es an Euch, diese Kirche mitzugestalten. Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Kirche seid Ihr! Kirche kann nur so gut sein, wie ihr sie macht. Ihr seid Kirche. Macht sie gut.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.