23. Mai 2022 Thema: Gott und die Welt Von Kai Koeser
4 Tage Synodentagung. Gremiensitzungen vom Vormittag bis in den späten Abend. Warum tun wir das? Diese vielleicht berechtigte Frage habe ich in meiner Andacht gestellt, die ich zum Abschluss der Frühjahrssynode 2022 halten durfte. Doch dazu an anderer Stelle mehr. Vom 18. bis 21. Mai 2022 tagte in Hannover die Landesynode der Landeskirche Hannovers. Nach zwei Jahren überwiegend digitaler Treffen konnten das Kirchenparlament nun zur ersten richtigen Tagung zusammenkommen. Wenn auch nicht die Antwort auf das „Warum?“ kommt, dann hier doch wenigstens das „Was?“
Natürlich stand die Synodentagung unter dem Eindruck des Krieges. Die erste Plenarsitzung begann mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Krieges in der Ukraine und überall auf der Welt. Mit einer gemeinsamen Stellungnahme verurteilte die Synode anschließend den ungerechtfertigten Angriffskrieg und machte doch deutlich: Wir glauben dennoch an den gerechten Frieden. 2,5 Millionen Euro hat die Synode bereits für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung gestellt. Doch andere Zahlen machen das Ausmaß der Herausforderung deutlicher: 5,7 Millionen auf der Flucht, 400.000 davon bereits in Deutschland angekommen. Angesichts des Grauens in der Ukraine war es sehr passend, dass Landesbischof Meister seinen Bischofsbericht mit einer theologischen Auseinandersetzung über das Böse begann.
Der synodale Corona-Klassiker der „Verordnung mit Gesetzeskraft zur Änderung der Verordnung mit Gesetzeskraft zur Sicherung der Handlungsfähigkeit der kirchlichen Körperschaften mit Begründung“ begeisterte uns in der 6. Auflage. Mit diesem Bandwurmbeschluss genehmigt die Synode die Corona-bedingten Verordnungen im kirchlichen Leben. Uns wurde der Jahresabschluss 2021 vorgelegt und schon ein Blick in die Finanzabschluss 2022 gewährt. Die Neustrukturierung der landeskirchlichen Baufachverwaltung befindet sich auf der Zielgeraden. Diese soll den Erhalt der Gebäudesubstanz von Kirchen, Gemeindehäusern, Pfarrhäusern, Altenheimen und Kindergärten flächendeckend sicherzustellen. Hierbei spielen auch die Herausforderungen an den Klimaschutz eine große Rolle. Hier braucht es dringend mehr Tempo. Eine neue Kirchenkreisordnung soll die Kirche vor Ort stärken und mit der Reform des Kirchenvorstandswahlrechts sollen unter anderem mehr junge Menschen in die Vorstandsarbeit eingebunden werden.
Das Frühjahr ist Zeit des Aufbruchs und so ging es auch viel um die Zukunft der Kirche bei der Frühjahrstagung 2022. „Kirche auf dem Sprung lebt aus Vertrauen“, versicherte Landesbischof Meister mit Blick auf die Rolle der Kirche in einer sich wandelnden Gesellschaft. In einem gemeinsamen christlichen Religionsunterricht wollen künftig evangelische Kirche, katholische Bistümer und Reformierte im Geist der Ökumene zusammenarbeiten. Mitgliederschwund, Pfarrermangel und abnehmende finanzielle Ressourcen machen den Zukunftsprozess der Landeskirche notwendig. Das Zukunftsprozessteam hat nun seine Arbeit aufgenommen. Dieses soll die vielen engagierten Projekte in unserer Landeskirche kanalisieren und Erfahrungen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen in die Kirche spiegeln. Erste Impulse hat die Landesssynode bereits gesetzt: eine Verwaltungsreform und mehr Unterstützung der Gemeinden beim Fundraising.
Einen Schwerpunkt der Beratungen bildete die Beteiligung Jugendlicher. Über 70 Delegierte der Landesjugendsynode kamen am 21. Mai mit den Synodalen zusammen. Bei einem „Abend der Begegnung“ lernte man sich kennen und aus so machen „Sie“ wurde ein „Du“. Am nächsten Tag wurde konzentriert gearbeitet. Die gemeinsam erarbeiteten Impulse wurden anschließend an die Ausschüsse der Synode als Arbeitsmaterial überwiesen. So geht Jugendbeteiligung auf Augenhöhe – mit richtig Lust auf Zukunft. Aus tagespolitischem Anlass setzten Jugendsynode und Landesynode gemeinsam ein Zeichen für eine bunte und vielfältige Kirche, zu der natürlich auch queere Menschen gehören: „Unsere Kirche soll noch mehr als bisher ein Ort sein, an dem sich alle Menschen zu jeder Zeit akzeptiert, sicher und zu Hause fühlen können.“ Noch mehr Zukunft gab es bei dem Ausblick auf den ev. Kirchentag 2025 in Hannover.
Nach zwei Jahren Corona wurde auf dieser Tagung der Landessynode vor allem durch den bewegenden Austausch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich: „Unsere Kirche lebt aus dem Vertrauen, dass etwas ist oder geschehen wird, unabhängig von uns.(…) Einer ist schon da!“ (Bischofsbericht, Landesbischof Ralf Meister) Wir diskutieren über die zukünftige Gestaltung unserer Kirche, aber wir machen Zukunft nicht allein. Einer ist schon da! Mit ihm ist unsere Kirche auf dem Sprung in die Zukunft.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.