14. April 2021 Thema: Kinder & Jugendliche Von Kai Koeser
Die Osterferien sind vorbei und der Unterricht hat wieder begonnen, immer noch unter Corona-Bedingungen. Durch diese blicken Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern und Politik wie durch ein Brennglas auf unsere Bildungslandschaft. Ich bin überzeugt, die meisten werden sagen: Wir müssen etwas ändern!
Wir haben als Eltern das große Glück, ein sehr vertrauensvolles und gutes Verhältnis zu den Lehrerinnen und Schulen unserer Kinder zu haben. Sie leisten tolle Arbeit. Seit den Wochen des Home-Schoolings ist dieser Respekt noch einmal gestiegen. Mich haben zwei Grundschülerinnen so manchmal an den Rand der Verzweiflung gebracht, wie mag es einem da erst mit 25 Kindern in der Klasse gehen? Wenn Corona ein Gutes haben sollte, dann ist es hoffentlich ein gewaltiger gesellschaftlicher Respekt auch für unsere Lehrerinnen und Lehrer und das, was sie jeden Tag leisten.
Respekt zeigt sich auch in der Bezahlung und den Arbeitsbedingungen. Das heisst in meinen Augen, dass Lehrkräfte regelhaft in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen angestellt werden muss. Gleiche Arbeit muss gleich entlohnt werden und natürlich brauchen wir allgemein eine Aufwertung der Berufe im Bildungs- und Sozialwesen. Ich bin fest überzeugt, dass dies auch den Mangel an männlichen Lehrern in Grundschulen perspektivisch beheben kann, so unerfreulich diese Einschätzung auch sein mag. Abgesehen davon brauchen wir eine Ausbildungsoffensive für Lehrer*innen und gute Entwicklungs-, Qualifizierungs- und Aufstiegsperspektiven.
Gute Bildung hängt aber auch davon ab, wie viele Schüler*innen eine Lehrkraft unterrichtet. Nicht umsonst sehen wir jetzt, dass es Kinder gibt, die in der Corona-Krise ganz deutlich von der engeren Betreuung im Home-Schooling oder den kleineren Lerngruppen im Wechselmodell profitieren. Überraschend ist das aber eigentlich nicht. Kleinere Lerngruppen sind besser für die Schüler*innen und Lehrer*innen. Dafür brauchen wir mehr Personal an den Schulen, also mehr Lehrerinnen und Lehrer. Doch ich sehe eine große Chance in qualifizierten multiprofessionellen Teams in Kitas und Schulen für eine ganzheitliche Bildung und Eingehen auf unterschiedliche Bedarfe von Kindern. In meinen Augen muss dies das Ziel sein, aber es wird hier gerade für den Übergang flexible Konzepte brauchen. Doch auch langfristig wird es für unterschiedliche Schulen unterschiedliche Antworten und Lösungen brauchen.
Ja, auch mir ist klar, dass Bildung Ländersache ist. Für die Gebäude sind wiederum die Kommunen zuständig. Ich halte es auch grundsätzlich für richtig, dass Entscheidungen möglichst vor Ort getroffen werden sollen und die Bedingungen und Herausforderungen sind in Hamburg oder Bremen natürlich andere als in einer ländlichen Gemeinde. Als Vater erwarte ich aber, dass wir uns auf gemeinsame Ziele und Standards einigen. Diese Debatte müssen wir als Gesellschaft führen, auf allen Ebenen, auch im Bundestag.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.