17. Juli 2021 Thema: Kinder & Jugendliche Von Kai Koeser
Einer aktuellen Umfrage zufolge sind Familien in der aktuellen Krise besonders belastet. Darunter leiden vor allem und am nachhaltigsten die Kinder. Dies dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren. Die negativen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche sind nicht mehr weg zu diskutieren. Wir müssen uns dabei auch der Tatsache stellen, dass die Gewalt an Kindern dramatisch zugenommen hat. Die Dunkelziffer ist dabei beängstigend hoch.
Der Spagat zwischen Home-Office und Home-Schooling, das Fehlen von Freiräumen für Kinder und Eltern, all das hat seine Spuren hinterlassen. Die Doppelbelastung setzt die Eltern unter besonderen Druck. 43 % beklagen einen gestiegenen Zeitdruck und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Noch wissen wir nicht, wie es mit der Schule nach den Sommerferien weitergeht. Diese Ungewissheit macht die Belastung nochmal schwerer auszuhalten.
In einer aktuellen Befragung gab fast jede:r Zweite an, in der Pandemie besonderen privaten und familiären Belastungen ausgesetzt gewesen zu sein. Besonders betroffen waren vor allem Frauen und Eltern von minderjährigen Kindern. Dies mag damit zusammenhängen, dass sich die Arbeitsteilung in den Familien während der Krise verändert hat: fast alle Tätigkeiten wurden weniger partnerschaftlich wahrgenommen. Gerade die häuslichen und erzieherischen Aufgaben wurden zusätzlich zum eigenen Arbeitspensum mehrheitlich von Frauen getragen.
Eine solche Belastungssituation der Eltern wirkt sich natürlich auch auf die Kinder aus. Sorgen und Ängste bei Kindern und Jugendlichen haben in der Krise zugenommen. Home-Schooling haben sie im Lauf der Krise zunehmend als anstrengend wahrgenommen. Es fehlt Bewegung, der Medienkonsum ist gestiegen, die Ernährung ist ungesünder geworden. Besonders belastend war und ist jedoch die Isolation, das Fehlen sozialer Kontakte und von Freizeitaktivitäten und Sport. Diese Isolation gefährdet vor allem jene Kinder, die in ihren Familien Vernachlässigung und Gewalt ausgesetzt sind. Sie haben kaum Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen. Die Folgen der Krise bei den Jüngsten werden uns noch lange beschäftigen.
Wir müssen aus der Krise lernen, dass wir die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen besser schützen und wahren. Sie müssen bei allen politischen Entscheidungen künftig vorrangig bedacht werden. Besondere Anstrengungen müssen wir in die Bewältigung der Folgen der Krise stecken. Das gilt insbesondere für die Kinder, die wir in der Krise nicht genug schützen konnten. Beim Kinderschutz müssen wir uns künftig mehr anstrengen, auch ohne Pandemie.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.