24. Januar 2021 Thema: Kinder & Jugendliche Von Kai Koeser
In Stade wurde gerade von der Verwaltung die Einrichtung einer Fußgängerquerung vor einer Grundschule abgelehnt. Die Richtlinien ließen diese nicht zu. Welche Bedürfnisse anderer Verkehrsteilnehmer können wichtiger sein, als die Sicherheit von Kindern vor einer Grundschule? Wir müssen hier ganz klar unsere Prioritäten ändern!
Es ist für die Entwicklung unserer Kinder wichtig, dass sie sich selbstständig fortbewegen und den öffentlichen Raum aneignen können. Gerade der eigenständig zurückgelegte Schulweg ist hier Schlüssel zur Mobilität. Er stärkt die kognitiven Fähigkeiten und die Selbstständigkeit. Er sorgt für ein Mindestmaß an Bewegung, was wiederum Gesundheit und Konzentration fördert. Doch die Realität ist eine andere. Viele Eltern empfinden den Schulweg als zu gefährlich für ihre Kinder. Das Ergebnis sind die viel gescholtenen Elterntaxis. Doch es reicht nicht, den Eltern hier die Verantwortung zuzuschieben. Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass der Schulweg für alle Kinder so sicher ist, dass die Elterntaxis überflüssig werden. Wir müssen den Straßenverkehr von den Schwächsten her denken.
Wir brauchen mehr sichere Querungshilfen, auch in Wohngebieten: Zebrastreifen, Mittelinseln, Ampeln, bauliche Maßnahmen für eine verbesserte Sicht und Sichtbarkeit. Die Forderung der Grünen nach 100.000 neuen Zebrastreifen halte ich dabei klar für den falschen Weg. Nicht Berlin soll und kann entscheiden, wo, wie und wie viele Querungshilfen in unseren Gemeinden nötig sind. Die Kommunen müssen jedoch in die Lage versetzt werden, verkehrsordnende und -planerische Maßnahmen zum Schutz der Kinder und schwächeren Verkehrsteilnehmenden vorzunehmen. Alle Hürden hierfür gehören umgehend beseitigt. Das gilt im übrigen auch für die unseligen Bettelampeln, die Fußgänger und Radfahrer zur Verzweiflung treiben. Die braucht keiner!
Lasst uns bei der Verkehrs- und Stadtplanung zukünftig zeigen, wie ernst wir es mit dem Kindeswohl meinen. Die Straßenverkehrsordnung und stadtplanerische Vorschriften müssen auf den Schutz der Schwächsten ausgelegt sein. Natürlich spielt dabei auch die gefühlte Sicherheit eine Rolle! Kinder sind außerdem mehr als Schüler:innen. Sie bewegen sich auch in der Freizeit in ihrem Umfeld. Darum brauchen wir eine grundsätzliche Verkehrswende. Wir brauchen mehr Platz für Fußgänger:innen, für Fahrräder, Roller und Scooter. Und ja, wir müssen auch mit dem Tempo runter! Regelgeschwindigkeit sollte innerorts 30 km/h werden, mit einer Flexibilität für ausgewählte Hauptverkehrsstraßen und z.B. weiter gehenden Einschränkungen vor Grundschulen und Kitas in Wohngebieten. Diese sollten dann begründet vor Ort entschieden werden können.
Ich bin fest davon überzeugt, dass kindgerechte Städte und Dörfer uns allen nützen. Maßnahmen zum Kinderschutz sind auch Schutz für ältere Verkehrsteilnehmende oder solche mit körperlichen Einschränkungen. Eine reduzierte Geschwindigkeit und neue Flächenaufteilung erhöht die Aufenthalts- und Lebensqualität für alle. Dabei stellen gemischt genutzte Flächen einen guten Übungsraum für gegenseitige Rücksichtnahme aller dar. Da sollten wir uns mehr trauen. Die Entscheidungen dazu werden zum großen Teil in den Kommunen getroffen. Ihnen müssen alle Hürden hin zu einem menschlicheren und kindgerechteren Verkehr aus dem Weg geräumt werden. Die Verkehrswende beginnt in den Köpfen. Wie stark wäre dann das Signal, wenn sie mit einem kindgerechteren Verkehr vor Grundschulen und Kitas beginnen würden, bei den Köpfen von morgen sozusagen!
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.