03. März 2021 Thema: Kinder & Jugendliche Von Kai Koeser
Die Corona-Krise trifft viele Kinder und Jugendliche besonders hart. Ihnen fehlt der Alltag in Kitas und Schulen, im Sportverein oder Jugendtreff, der Kontakt zu Freunden. Das können die meisten von uns sicherlich gut nachfühlen, uns geht es ja ähnlich. Wenn Kinder sich dann noch ein Zimmer teilen müssen oder die technischen Gegebenheiten zuhause das Home-Schooling erschweren wird die Situation für die ganze Familie zur Belastung. Kindern und Jugendlichen fehlen Freiräume, die brauchen sie aber für ihre Entwicklung. Wir hören zunehmend von körperlichen und seelischen Belastungen, Bildungslücken und Bindungslücken. Wir müssen den Kindern möglichst schnell wieder ein Miteinander ermöglichen.
Kinder und Jugendliche werden mit neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten aus der Krise gehen. Aber sie wird nicht spurlos an ihnen vorübergehen. Das werden wir noch lange spüren. Umfragen nach empfinden Kinder und Jugendliche die Einsamkeit der Corona-Krise stärker als Erwachsene. Wir dürfen nicht vergessen, dass Kinder ein anderes Zeitempfinden haben als Erwachsene. Die Krise dauert für sie gefühlt schon viel länger. Je länger sie dauert, desto größer wird die Belastung. Kinder- und Jugendärzte warnen eindringlich vor den Folgen der Pandemie für ihre jungen Patient:innen. Wir müssen daher dringend den Gesundheitsschutz mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen in Einklang bringen. Sie brauchen Perspektiven.
Kitas und Schulen sind Bildungsorte und soziale Orte für Kinder und Jugendliche. Sie sind aber auch wichtig, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten. Deshalb muss eine sehr umsichtige stufenweise Öffnung von Kitas und Schulen jetzt oberste Priorität haben. Hierfür braucht es klare Konzepte und Abläufe: stufenweise Öffnung, Entzerrung des Schülerverkehrs, regelmäßige Schnelltests und eine zügige Impfung für die Beschäftigten. Ich habe volles Verständnis für die Forderungen von Einzelhandel, Kultur und Gastronomie. Ich bin selber lange genug in der Gastronomie beschäftigt gewesen. Aber die Entwicklung unser Kinder ist für die gesamte Gesellschaft wichtig. Darum müssen hier umgehend Schritte unternommen werden. Und wir müssen einen Plan für die Zeit nach der Krise entwickeln, damit Versäumtes nachgeholt werden kann: die sprachliche Förderung in Kitas, Lernstoff oder der Schwimmunterricht.
Ich beobachte die Situation der Kinder und Jugendlichen mit großer Sorge. Viele werden nach der Krise Hilfe brauchen. Doch das gilt auch für viele Unternehmen und Selbstständige. Die Menschen warten auf Perspektiven, die durch eine schlüssige Teststrategie eröffnet werden. Es muss mehr und schneller geimpft werden können. Dann können wir auch dort verantwortungsvoll lockern. Pläne, Strategien und Perspektiven müssen dabei realistisch sein. Vollmundige Versprechungen nützen niemanden, aber wir müssen Möglichkeiten aufzeigen für Einzelhandel, Gastronomie und Kultureinrichtungen. Es muss klar werden, unter welchen Bedingungen welche Lockerungen möglich werden. Das sind echte Perspektiven.
Die Pandemie dauert nun schon ein Jahr. Sie ist für viele eine große Belastung. Für Erwachsene ist diese Zeitspanne gut zu überblicken. Für sie gibt es ein Vorher. Wir müssen sicherstellen, dass sie auch ein Nachher für sich sehen. Für Kinder ist ein Jahr aber unvorstellbar lang. Für Kita-Kinder ist Corona fast schon der Normalzustand. Erstklässler:innen kennen noch gar keinen normalen Schulalltag. Jugendliche machen in einem Jahr zum Teil enorme Entwicklungsphasen durch: Schulabschlüsse, die erste Liebe, Abnabelung vom Elternhaus, ein Austauschjahr. All das geht gerade kaum. Kinder – und vor allem Jugendliche – tragen die größte Last in der Krise. Wir dürfen sie nicht aus dem Blick verlieren.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.