16. Mai 2023 Thema: Pflegefamilien, Regenbogenfamilien Von Kai Koeser
Am 17.5. ist IDHOBIT, der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit. Das ist ein guter Tag sich gegen Feindlichkeit gegenüber nichtheterosexuellen Menschen zu positionieren. Denn immer noch wird in Teilen der Gesellschaft die Angst vor dem „Anderen“ geschürt. Homophobie geht davon aus, dass eigentlich alle Menschen heterosexuell sein sollten. Homosexualität wird dann oft mit Krankheiten wir AIDS oder Straftaten (z.B. sexueller Missbrauch von Kindern) gleichgesetzt. Homophobie drückt sich in verletzenden Witzen, abwertenden Sprüchen oder einer abwehrenden Haltung aus. Diese Vorurteile können zu großem Misstrauen in der Gesellschaft, verbalen oder gar körperlichen Übergriffen führen. Darum ist der 17. Mai ein guter Tag, ein Zeichen gegen jede Form der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Identität zu setzen.
Auf dem Schulhof ist „schwul“ immer noch eines der beliebtesten Schimpfwörter und Beleidigungen. Aber was kann ich tun, wenn ich so etwas mitbekomme, und niemand reagiert?
Einmischen und den Täter konfrontieren: „Was meinst Du damit? Was heißt denn schwul, weißt Du das? Niemals eine Moralpredigt halten, das macht das Schimpfwort nur noch reizvoller.
Im Sportverein wird bekannt, dass der Fußballtrainer mit einem Mann zusammenlebt. Das Gerede ist vorprogrammiert und zum Teil ganz normal, doch schnell kann sich eine emotionale Diskussion ergeben und dumme Sprüche fallen: „Das ist doch gar kein richtiger Mann? Können wir hier jetzt eigentlich noch duschen, ohne dass er guckt?“
Bleiben Sie nicht ruhig, machen Sie Grenzüberschreitungen deutlich und distanzieren Sie sich: „Hattet Ihr bisher Probleme mit ihm? Glaubst Du wirklich, er ist plötzlich zu weich für den Sport? Er ist doch ein erfolgreicher Trainer!“
Schon am Tag nach der Feier beginnt das Gerede: „Sie ist bestimmt der Kerl in der Beziehung, sonst wäre die hier auch nicht so knallhart! Schadet das nicht dem Ruf der Firma?“
Zeigen Sie Respekt und betonen, wie viel Mut und Selbstvertrauen hinter einem Coming-Out stecken. Machen Sie andere Rollenverteilungen in Beziehungen deutlich: Kocht nicht der männliche Kollege liebend gern? Fragen Sie, ob die Kollegen auch bei anderen wissen wollen, welcher Partner beim Sex oben liegt!
Homosexualität gibt es nicht nur unter Menschen und ist damit nicht „widernatürlich“. Liebe und Sex unterliegen schon immer kulturellen Überzeugungen in der Gesellschaft.
Natürlich können zwei Männer biologisch betrachtet kein gemeinsames Kind bekommen. Doch ebenso natürlich können schwule und lesbische Paare schon lange eine Familie gründen und haben das auch immer schon getan. Es gibt heute Möglichkeiten der Familiengründung durch künstliche Befruchtung, Adoption oder als Pflegefamilie. Ganz abgesehen davon, ist eine Partnerschaft doch längst nicht mehr ausschließlich dazu da, Nachwuchs zu fördern. Jedes Paar besitzt die Freiheit, den Sinn seiner Beziehung selbst zu definieren. Und ganz sicher ist es absolut keine Bedrohung für die „klassische Familie“, wenn auch homosexuelle Paare Kinder haben.
Mit dieser Aussage wird Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt. Hetero- und Homosexualität sind sexuelle Orientierungen, die in keinem Zusammenhang zur Pädophilie stehen. Pädophile Handlungen sind Straftaten. Es ist statistisch nachgewiesen, dass homosexuelle Menschen genauso selten zur sexuellen Hinwendung neigen wie Heterosexuelle.
Die sexuelle Orientierung eines Menschen lässt sich weder allein auf erbliche Faktoren noch auf die Erziehung zurückführen. Bisher ist die Ursache für Homosexualität nicht bekannt. Wahrscheinlich sind sehr viele verschiedene Faktoren an der Entwicklung einer homosexuellen Identität beteiligt.
Das eine grobe Verallgemeinerung. Es gibt nicht DIE lesbische Frau. Es gibt nicht DEN schwulen Mann. Die meisten Homosexuellen kann man nicht an ihrem Äußeren, ihrer Gestik oder Mimik identifizieren. Bestimmte Verhaltensweisen haben nichts mit der sexuellen Orientierung, sondern mit der Persönlichkeit zu tun.
Setzen Sie sich doch mal mit Ihrer eigenen Haltung auseinander! Haben Sie Berührungsängste oder Vorurteile? Suchen Sie das Gespräch oder den Kontakt zu homosexuellen Menschen. Homosexualität ist weder gefährlich noch widernatürlich. Noch weniger ist sie ansteckend. Vermeiden Sie, Heterosexualität als „normal“ oder Homosexualität als „unnormal“ zu bezeichnen.
Wer hat da eigentlich gerade den blöden Spruch gemacht? Will die nur Stimmung machen? Will der nur provozieren? Gehen Sie nicht auf jede Parole ein. Im Zweifel beschaffen Sie sich erst weitere Informationen und reagieren dann.
Bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie abwertende Äußerungen nicht hören wollen und dass Sie selbst eine andere Meinung haben. Dafür braucht es keine Gegenargumente!
Sprechen Sie mit Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder den Nachbarn. Suchen Sie Rat bei einer Beratungsstelle.
Wahrscheinlich können Sie nicht den homophoben Pöbler überzeugen, aber Sie können in den zuhörenden Kollegen oder Passanten etwas auslösen.
Quelle und weitere Informationen: Bundeszentrale für politische Bildung / www.antidiskriminierungsstelle.de / www.lsvd.de
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.