14. März 2021 Thema: Wahlkreis Von Kai Koeser
Er gehört zu jeder Vorabendserie, der Landarzt, inzwischen auch oft eine Landärztin. In der Realität sieht es aber viel zu oft anders aus. Eine ganze Generation Hausärzte wird in den nächsten Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Die Nachfolge für ihre Praxen ist in vielen Fällen jedoch fraglich.
Aber auch die hausärztliche Versorgung ist Teil der Daseinsvorsorge. Diese sicherzustellen ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und sichert gleichwertige Lebensverhältnisse für die Menschen in unserer ländlichen Region. Dafür braucht es eine Ausbildungsoffensive für Hausärzt:innen (und übrigens auch Kinderärzt:innen) mit einer verbindlichen Studierendenquote. In der Praxis wird aber nur ein funktionierendes Netzwerk Gesundheit die Versorgung sichern. Diese kann uns Möglichkeiten eröffnen und für Menschen den Zugang zu hausärztlicher und fachärztlicher Versorgung sichern, auch im ländlichen Raum.
Es ist gar keine Frage sein, ob es in ländlichen Gemeinden eine Arztpraxis geben sollte oder nicht. Die Frage muss sein: wie halten wir die Praxen vor Ort? Alle politischen Ebenen müssen Praxisübernahmen gezielt fördern, gerade die finanzielle Verantwortung dürfen wir aber nicht allein bei den Kommunen abladen. Zu einer Konzentration in den Mittelzentren sollte es dabei nicht kommen. Dies ist aktuell zum Beispiel bei den Kinderarztpraxen zu beobachten. Verantwortlich hierfür sind hierbei auch die Zulassungsbedingungen in unserem kassenärztlichen System. Am Ende müssen wir auch mit der Tatsache umgehen, dass eine eigene Praxis für viele junge Medizinerinnen und Mediziner nicht mehr unbedingt erstrebenswert ist. Sie wollen lieber als angestellte Ärzte arbeiten. Ich halte daher kommunale Medizinische Versorgungszentren für eine gute Möglichkeit – gerade für ländliche Regionen. Dort können alle medizinischen Leistungen an einem Ort angeboten werden.
Wir werden neue Wege gehen müssen! Medizinische Versorgungszentren müssen dabei Bestandteil einer sektorenübergreifenden Versorgung im stationären und ambulanten System sein. Bedarfsplanung, Zulassung, Honorierung, Kooperation der verschiedenen Gesundheitsberufe, Qualitätssicherung, gestiegene Bedarf durch Migration und demographischen Wandel müssen aufeinander fein abgestimmt werden. Die Digitalisierung und Telemedizin bieten hier große Chancen, die Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum zu sichern. Das funktioniert natürlich nur bei einer sicheren Mobilfunk- und Breitbandversorgung. Ich glaube, bei allem Neuen wird aber auch Bekanntes wieder eine Rolle spielen müssen. Dazu gehört für mich ein gut ausgestatteter Öffentlicher Gesundheitsdienst – seine Bedeutung erfahren wir gerade in der Pandemie. Dazu gehören für mich aber auch die Gemeindeschwestern. Sie können eine verlässliche Versorgung sicherstellen und der Telemedizin ein menschliches Gesicht geben.
Bei grundsätzlichen Änderungen am Gesundheitssystem muss man auch die Finanzierung hinterfragen. Die Kosten für Gesundheit werden steigen. Ein leistungsfähiges Gesundheitssystem ist aber für den sozialen Frieden entscheidend. Dies braucht eine stabile und solidarische Finanzierung. Dafür steht die Bürgerversicherung. Diese sollte perspektivisch alle pflegerischen Bedarfe einschließen und so auch den Eigenanteil bei Pflegeleistungen reduzieren.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.