26. Januar 2021 Thema: Wahlkreis Von Kai Koeser
Bei uns lässt es sich wunderbar leben, Kinder großziehen und alt werden. Unsere Städte und Gemeinden erleben größtenteils einen Bevölkerungszuwachs und Bauboom. Wohnraum wird zunehmend ein knappes Gut. Wir brauchen mehr bezahlbaren guten Wohnraum, damit alle unabhängig von Lebensalter und Einkommen bei uns gut leben können.
Die Klagen über immer knapper werdenden Wohnraum hören wir aus vielen Teilen der Region. In Stade fehlen genauso bezahlbare kleine Wohnungen wie in der Gemeinde Oerel. Junge Leute finden keine bezahlbare erste Wohnung und ältere Menschen, die am Ort wohnen bleiben wollen, finden keine günstigen seniorengerechte Wohnungen. Fast überall gibt es Wartelisten für Baugrundstücke und zunehmend Konflikte durch Innenentwicklung und Nachverdichtung. So unterschiedlich die Voraussetzungen auch sein mögen, die Probleme ähneln sich doch auf erschreckende Weise. Wohnen wird zu teuer. Hier müssen wir gegensteuern, damit gutes Wohnen bezahlbar bleibt und unsere Städte und Dörfer lebenswerte Orte für alle Generationen bleiben.
Gerade für junge Familien wird der Traum vom eigenen Heim immer schwerer erreichbar. Das Bauen wird teurer, die Wartelisten für Baugrundstücke sind lang. Die Gemeinden müssen also weiterhin Baugebiete ausweisen können, damit die Familien nicht abwandern. Die Kommunen brauchen Unterstützung für eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik. Mit dem knappen Gut Boden müssen wir verantwortungsvoll umgehen und jede Form der Bodenspekulation bekämpfen. Darüber hinaus sollte gemeinschaftliches oder genossenschaftliches Bauen gezielt gefördert werden. Dies kann auch Familien mit geringerem Einkommen den Erwerb von Wohnraum ermöglichen. Unser Ziel muss ein gesundes Wachstum für die Gemeinden sein, bei dem die soziale Infrastruktur wie Schulen, Kitas und Nahversorgung mithalten kann.
Die Bedürfnisse ans Wohnen ändern sich im Laufe eines Lebens. Im Alter wird das eigene Haus dann oft zu groß, der Garten wächst einem über den Kopf. Nicht immer ist noch Familie vor Ort, die unterstützen kann. Der Wunsch, im vertrauten Umfeld alt werden zu können ist jedoch groß. Doch in vielen Gemeinden fehlen seniorengerechte Wohnungen. Altersgerechtes Wohnen muss aber in allen Dörfern, Gemeinden und Quartieren unserer Städte möglich sein. Entweder im umgebauten eigenen Haus oder in barrierefreien Wohnungen, die auch mit einer kleinen Rente bezahlbar sind. Vor allem muss Wohnen aber so vielseitig sein können, wie es die Menschen sind. Mehr und mehr Menschen können sich im Alter gemeinschaftliches Leben in Wohnprojekten vorstellen. Jede und jeder muss das passende Angebot finden können, egal ob in Berlin, Buxtehude oder Bremervörde. Nur so erhalten wir uns generationenübergreifendes und sozial durchmischtes Wohnen in unseren Gemeinden.
Um einerseits dem steigenden Bedarf nach Wohnraum nachzukommen und andererseits den Flächenverbrauch zu begrenzen müssen wir viel mehr auf Innenentwicklung und Nachverdichtung setzen. Dafür braucht es klare Regeln, die den Kommunen eine gute Planung ermöglichen. Darüber hinaus brauchen wir überall wieder mehr Investitionen in den sozialen Wohnungsbau. Doch auch für Menschen mit ganz normalen Einkommen wird Wohnen an vielen Orten zu teuer. Wir müssen uns verständigen auf eine Art Sozialpakt zwischen Wohnungswirtschaft, Mieterinnen und Mietern und der öffentlichen Hand für neue Impulse für den Wohnungsneubau. Ein gutes Beispiel für sozial verantwortungsvolle Wohnungspolitik praktiziert die Stadt Wien seit vielen Jahrzehnten. Hier lohnt es sich, den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu wagen!
Wohnen ist ein Grundrecht und ein Grundbedürfnis. Dabei geht es Menschen um mehr als ein Dach über dem Kopf. Das eigene Zuhause ist eine Stückchen Heimat, das aber nicht vor der Haustür endet. Zum guten Wohnen gehört das Umfeld, die Nachbarschaft, die Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, Schulen und Kindergärten, soziale Strukturen. Wie wichtig das für Menschen ist, kann man überall dort beobachten, wo es zu Verdrängung kommt. Dabei ist egal, ob dies im Berliner Kiez passiert oder bei uns vor der Haustür. Wir müssen dafür sorgen, dass jede und jeder so wohnen kann, wie es zu ihm oder ihr passt. Und wir müssen dafür sorgen, dass jeder sein Stückchen Heimat vor der Haustür finden kann. Eine verantwortungsvolle Wohnungspolitik ist also nicht nur gerecht, sondern erhält uns auch den sozialen Frieden.
Das Leben ist nicht immer gerecht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das erlebe ich aber auch tagtäglich als Pflegevater. Darum mache ich Politik, weil die Welt nur besser wird, wenn wir sie besser machen.